Klassische Nassrasur
für Anfänger und Fortgeschrittene
Man(n) rasiert sich: Ganz egal, ob es darum geht, alle Spuren des Bartwuchses gründlich zu tilgen oder den Bart in die gewünschte Form zu bringen. Viele Männer schwören in diesem Zusammenhang auf eine klassische Nassrasur. Bei dieser jahrhundertealten Tradition geht es um mehr, als nur die Bartstoppeln aus dem Gesicht zu entfernen oder dem Bart die richtige Kontur zu verleihen. Eine klassisch durchgeführte Nassrasur ist vielmehr fast so etwas wie eine Form der Meditation, bei der man(n) ganz bei sich ist und dem Lärm der Welt für einige Minuten entfliehen kann.
So lässt sich eine klassische Nassrasur nicht nur morgens vor der Arbeit, sondern auch abends vor dem Ausgehen als lieb gewonnenes Ritual und Vorbereitung auf den Tag oder das Nachtleben zelebrieren. Dafür solltest Du Dir unbedingt ausreichend Zeit nehmen. Denn Stress und Hetze vertragen sich einfach nicht mit einer guten und gründlichen Nassrasur und können zu ärgerlichen und schmerzhaften Ausrutschern führen. Wir zeigen Dir Schritt für Schritt, wie Deine persönliche Wohlfühlnassrasur aussehen könnte.
1. Pre Shave – alle Vorbereitungen für eine optimale Rasur
Schmutz und Rückstände entfernen
Nicht nur in unseren Bärten, sondern auch auf unserer Gesichtshaut lagern sich unweigerlich Fremdkörper und Rückstände ab. Das können etwa abgestorbene Haut- und Haarzellen, aber auch Dreck und Staub oder die Reste von Pflegeprodukten sein, die Haut und Haare nicht vollständig aufgenommen haben. Deswegen ist es sinnvoll, die Haut vor der Rasur mit einer hochwertigen Waschlotion sorgfältig zu reinigen. Damit Deine Gesichtshaut dabei nicht unnötig gereizt wird, solltest Du hier – wie eigentlich generell bei der Körperpflege – auf ein Produkt mit hoher Hautverträglichkeit achten, das nur beste natürliche Inhaltsstoffe und keinen Chemiecocktail enthält.
Wärme wirken lassen
Verwende die Waschlotion zusammen mit warmem Wasser, selbst wenn Du überzeugte Kaltduscher bist. Denn durch die Wärme entspannt nicht nur Deine Haut, sondern auch die Gesichtsmuskulatur und für eine kühle Erfrischung sorgen wir ohnehin noch am Ende der Rasur – versprochen. Der entspannende Effekt lässt sich noch verstärken, indem Du ein warmes Handtuch – das entweder von der Heizung oder direkt aus dem Wäschetrockner kommt – auf die zu rasierenden Partien in Deinem Gesicht drückst. So wird die Rasur noch einfacher und gründlicher, da sich so die Hautporen öffnen.
Rasieröl und -schaum benutzen
Nach etwa einer halben Minute wird es Zeit für das Rasieröl. Verteile es gleichmässig auf den zu rasierenden Gesichtspartien und massiere es ein. Das Rasieröl braucht etwas Zeit, um komplett einzuwirken. Wenn Du keinen Rasierschaum aus der Dose verwendest – was die meisten Anhänger einer klassischen Nassrasur ablehnen – kannst Du die Einwirkzeit nutzen, um stilecht Deinen eigenen Rasierschaum herzustellen. Gebe dazu etwas Rasierseife in einen Tiegel oder eine kleine Schale, vermenge sie mit etwas warmem Wasser und schlage mit Deinem Rasierpinsel so lange in der Mixtur herum, bis ein Schaum mit viel Volumen entsteht. Wenn Du damit fertig bist, ist das Rasieröl optimal in Deine Haut eingezogen und hat Deine Gesichtshaut mit einem dünnen Film überzogen. Der sorgt dafür, dass die Rasierklinge später besser über die Haut gleiten kann, und macht die Rasur so angenehmer und gründlicher. Die benötigte Mengen an Rasierseife und Wasser hängen von mehreren Faktoren – wie der Länge des Bartes und der Fläche der zu rasierenden Gesichtspartien – ab.
Schon nach wenigen Nassrasuren entwickelst Du aber ein Gefühl dafür, wie viel Du benötigst. Im Zweifelsfall ist mehr Schaum besser, sodass Du später die Rasur nicht unterbrechen musst, um eine neue Portion herzustellen. Trage den Rasierschaum nun mit dem Rasierpinsel auf die Stellen auf, die Du gleich rasieren möchtest, verteile den Schaum und lasse ihn kurz einwirken. Das sorgt dafür, dass sich die Barthaare und -stoppeln gleich einfacher entfernen lassen. Damit sind alle Vorbereitungen erledigt.
2. The Shave – gelingt mit einem scharfen Rasiermesser oder Rasierhobel besonders gut
Mit mehreren Durchgängen zum Ziel
Einwegrasierer sind für Männer, die eine klassische Nassrasur zelebrieren, kaum geeignet. Stattdessen ist ein hochwertiges Rasiermesser hier das ideale Utensil. Als Alternative ist auch ein Rasierhobel empfehlenswert, mit dem sich auch Nassrasierneulinge bei den ersten Versuchen oft etwas leichter tun. Für eine gründliche Rasur sind – gerade bei langen Barthaaren – meistens mehrere Durchgänge nötig. Rasiere beim ersten Durchgang am besten immer in der Richtung, in der auch Deine Haare wachsen. Trage vor einem neuen Durchgang ruhig wieder eine Schicht Rasierschaum auf Deine Gesichtshaut auf und lasse diesen wiederum einige Sekunden einwirken. Beim nächsten Durchgang rasierst Du dann gegen den Strich, um auch die letzten Barthaare sauber zu entfernen. Hier sollten vor allem Anfänger gerade bei der Verwendung eines Rasiermessers vorsichtig agieren und keinen oder nur minimalen Druck ausüben. Die letzten störenden Barthaare sollten spätestens nach dem dritten Durchgang verschwunden sein.
Die richtige Haltung annehmen und bewahren
Der Schlüssel zur perfekten Rasur ist die korrekte Haltung des Rasierutensils. Beim aufgeklappten Rasiermesser sollte mindestens je ein Finger auf dem Erl und der Angel liegen. Du verstehst kein Wort? Während der Begriff Erl den Klingenschaft bezeichnet, ist die Angel das geschwungene Endstück, das von der Klinge am weitesten entfernt liegt. Der Daumen liegt auf der anderen Seite der Angel und sorgt so für Stabilität. Wenn Du ein hochwertiges Rasiermesser verwendest, ist dieses perfekt ausbalanciert, sodass Du schnell ein gutes Gefühl für die richtige Haltung bekommst.
Von aussen nach innen
Beginne mit der Rasur am besten aussen, indem Du den Kopf der Rasierklinge unter einem Ohr platzierst, und nach unten gleiten lässt. Das entstehende Gemisch aus Rasierschaum, Haaren und Stoppeln spülst Du am besten nach jedem Zug unter dem Wasser weg, damit die Rasierklinge auch die nächste Gesichtspartie gründlich rasieren kann. Versetze die Klinge nun etwas seitlich, wiederhole die Schritte und arbeite Dich bis zu den Mundwinkeln vor. Dann ist die andere Gesichtshälfte an der Reihe, wobei Du am Besten wieder unter dem Ohr beginnst. Die etwas schwierigere zentrale Gesichtspartie kommt – wenn hier kein Bart spriessen soll – am Schluss dran.
Haut anspannen und den perfekten Winkel finden
Saubere Striche mit der Rasierklinge gelingen, wenn Du die Gesichtshaut bei der Rasur anspannst, sodass sich möglichst gerade und glatte Flächen bilden. Vor allem bei der Benutzung eines Rasiermessers ist es wichtig, dass Du den perfekten Schneidewinkel zwischen Klinge und Haut möglichst genau triffst. Dieser liegt bei rund 30 Grad. Wie genau Du in diesem Winkel rasierst, spürst Du an Deiner eigenen Haut. Denn während beim optimalen Winkel die Barthaare fast wie von selbst verschwinden, sorgt ein zu flacher oder zu steiler Winkel dafür, dass die Haare kaum weichen wollen oder eher ausgerupft werden – autsch!
3. After (the) Shave – Nachbereitungen für ein perfektes Nassrasurerlebnis
Zeit für erfrischende Kälte
Männer wissen, dass nach der eigentlichen Rasur mehr zu tun ist, als nur ein Aftershave auf die Gesichtshaut aufzutragen. Zunächst solltest Du die Reste des Rasierschaums aus dem Gesicht entfernen. Nimm dieses Mal aber kein warmes, sondern kaltes Wasser. Das erfrischt nicht nur und regt die Blutzirkulation an, sondern sorgt auch dafür, dass sich die Poren der Haut verschliessen, sodass schädliche Bakterien schwerer eindringen können.
Trocknen, Aftershave und Moisturizer
Anschliessend trocknest Du das Gesicht einem frischen Handtuch ab. Tupfen statt reiben ist dabei die Devise, schliesslich willst Du ja die beanspruchte Gesichtshaut nicht reizen und auch keine Wärme erzeugen. Nun wird es Zeit für ein hochwertiges Aftershave. Das sollte nicht nur angenehm riechen, sondern auch Wirkstoffe erhalten, die desinfizierend wirken, Rasurbrand vermeiden und Deine Haut angenehm weich und geschmeidig werden lassen. Männer, die besonderen Wert auf Ihr Äusseres legen oder unter trockener Haut leiden können anschliessend zudem noch eine Feuchtigkeitscreme – auch als Moisturizer bekannt – im Gesicht verteilen.
Spuren beseitigen
Fertig? Fast! Denn eine klassische Nassrasur hinterlässt Spuren, die es zu tilgen gilt. Das hat besonders bei Rasiermessern und Rasierhobeln auch medizinische Gründe. Denn ohne eine gründliche Säuberung kann das Risiko von Infektionen steigen. Reinige also den Rasierhobel oder das Rasiermesser gründlich und spüle am besten auch gleich Rasierpinsel, Tiegel sowie Waschbecken durch. Alle Komponenten, die rosten könnten, solltest Du vorsichtig abtrocknen und die anderen Utensilien trocknen lassen. Das erhöht auch die Lebensdauer Deiner Rasierutensilien und sorgt dafür, dass Du mit diesen viele Jahre lang Dein persönliches Nassrasurritual zelebrieren kannst.
Auf geht’s!
Wenn alles trocken ist, kannst Du später vielleicht die einzelnen Gegenstände in einem schicken Kästchen verstauen, damit immer alles griffbereit ist. Sind dann auch noch die gebrauchten Handtücher im Wäschesack verstaut, holst Du Dir im Idealfall von der Liebe Deines Lebens einen Kuss auf das glatt rasierte Gesicht oder den sorgsam gestutzten Bart ab. Das macht doch gleich Lust auf die nächste Nassrasur. Jetzt gehört der Tag oder der Abend ganz Dir!
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